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"Vintage"-Tuner NYE Viking MB-V-A 

 

Antennenanpassgerät NYE Viking MB-V-A

Am Ende jeder noch so schönen und guten Amateurfunkanlage ist und bleibt natürlich die Antenne. Wohl dem, der über ein großes Grundstück verfügt – keine paranoiden Nachbarn hat – oder einfach ausreichend Spielraum zur Antennengestaltung hat. Alle anderen müssen zwangsläufig zu Kompromissen greifen. Speziell wenn eine Antenne auf mehreren Kurzwellenbändern genutzt werden soll, kommt meistens ein Antennentuner zum Einsatz.
An Anpassgeräten gibt es nun auf dem Markt wirklich mengenweise zur Auswahl. Allerdings – je höher die verwendete Sendeleistung wird, um so teurer werden die Dinger auch. Mit etwas Glück bekommt man aber eventuell etwas „gebrauchtes“.....

In meinem Fall bekam ich von einem befreundetem Funkkollegen einen richtigen „Eisenhaufen“ ins Haus – den Rollspulentuner NYE Viking MB-V-A.
Das Herstellungsdatum dieses Tuners ist mir nicht bekannt, allerdings gehört er schon zu den uralten Geräten die heute nicht mehr neu erhältlich sind. In Sachen Qualität schlägt er jedoch einige moderne Geräte die leider verarbeitungstechnisch nicht mithalten können und von höheren Sendeleistungen schnell überfordert sind.
Wie heißt es doch in so manchen Beschreibungen des Tuners...“build like a tank“... was etwa „robust wie ein Panzer“ bedeuten soll. Damit hat man gar nicht so unrecht.....

Das Gehäuse besteht schon mal aus solidem Stahlblech. Die beiden Drehgriffe zur Antennenanpassung erinnern ein bißchen an die massiven Griffe eines Tresors. Auch die Umschalter für die an der Rückseite angeordneten Antennenausgänge und die für die verschiedenen Kapazitäten sind richtig robust und rasten mit einem hörbaren „Rums“ ein.
Interessant ist die trotz des frühen Baujahres verwendete Technik der integrierten Anzeigeinstrumente für die Sendeleistung und das SWR. Bei einigen SWR-Metern muss man erst kalibrieren, anschließend umschalten um die reflektierte Leistung bzw. das SWR ablesen zu können. Das ist bei diesem Tuner nicht nötig – durch „aktive“ Instrumente ist sofort beim senden die Leistung und das Stehwellenverhältnis ablesbar. Sollte die Sendeleistung 300 Watt überschreiten, leuchtet die kleine Leuchtdiode auf und die Skalenunterteilun ist „mal 10“ zu nehmen. Angeblich soll der Tuner eine maximale Leistung von 3000 Watt abkönnen.....wenn man die Rollspule in dem Ding anschaut kann man´s fast glauben.

Als ich den Tuner ins Haus bekam und die ersten Versuche machte wunderte ich mich zuerst über die „veraltete“ Stromversorgung der beleuchteten Anzeigeinstrumente. Für die Anzeigebeleuchtung gibt es auf der Rückseite des Gerätes eine 12-V-Buchse – somit kann man diese mittels separatem Netzteil versorgen. An der Vorderseite gibt es zusätzlich einen Schalter zum ein- und ausschalten der Beleuchtung. Da die Instrumente jedoch ebenfalls eine Betriebsspannung benötigen, befindet sich auf der Rückseite ein verschließbares Fach zum einsetzen einer 9-Volt-Bockbatterie. Nun denn – hätte man die Spannungsversorgung nicht auch gleich mit der Versorgungsbuchse der Anzeigenbeleuchtung verbinden können anstatt eine separate Batterie zu verwenden?
Also machte ich einfach mal den Versuch und klemmte die Spannungsversorgung der Instrumente auf eine externe Quelle. Seltsame Reaktion....ab 50 Watt Sendeleistung schalteten beide Instrumente schlagartig ab und die 3000-Watt-LED leuchtete im Takt zur Sprache! Eventuell ein Defekt?
Die Erkenntnis kam erst nachdem ich dann doch als Spannungsversorgung einen 9-V-Block in das dafür vorgesehen Fach eingelegt hatte und die externe Spannung abklemmte. Siehe da – funktioniert astrein!!
Fazit – die Spannungsversorgung der Instrumente durch eine Batterie ist doch nicht „veraltet“, sondern so beabsichtigt. Bei unter Umständen sehr hohen Sendeleistungen strahlt relativ schnell Hochfrequenz in die Zuleitung der Spannungsversorgung ein und beeinflusst die Anzeigeinstrumente. Um das zu vermeiden hat man es bei der Versorgung durch die 9-V-Blockbatterie belassen die sich in einer Art „faradayschem Käfig“ befindet – das Batteriefach ist komplett aus Metall und von der restlichen Mechanik und Elektronik abgeschirmt. Gut durchdacht – wenn man bedenkt daß der Tuner doch schon sehr betagte Technik ist....

Ansonsten macht das Teil gute Arbeit. Bei der riesigen Rollspule wird sicher ordentlich Leistung verkraftet ohne daß es raucht oder knallt – und der Tuner macht den Eindruck als ob er für die Ewigkeit gebaut wurde. Klar gibt es modernere Geräte – auch automatische Anpassgeräte – aber da muss man schon ordentlich tief in die Tasche greifen. Und – gerade MFJ ist dafür bekannt daß deren Geräte gerade mal die Hälfte der Leistung verkraften die angegeben ist.

Wer einen Tuner benötigt der auch etwas Leistung abkann, den „Nostalgiefaktor“ des Gerätes mag – der sollte zuschlagen wenn sich im Internet was gebrauchtes anbietet....echt empfehlenswert!

73 Mike DO1MDE